Als dominanter Vater traf er die Entscheidungen für mich!
In unserer Kleinfamilie war der Vater die dominante Person, er bestimmte wo’s lang geht. Er hat mich sehr streng erzogen und vielfach auch überfordert, was meinem Selbstbewusstsein nicht gerade förderlich war. Da ich Ende der Schulzeit keine klare Vorstellung bezüglich Berufswahl hatte - Vater dagegen schon - habe ich auf sein Betreiben hin, eine Lehre als Bauzeichner bei einer grossen Baufirma in Bern absolviert. Gegen Ende der Lehrzeit haben Vater und mein Chef mir mit einigem Nachdruck vorgeschlagen, die Ingenieur HTL – Laufbahn einzuschlagen und mich am Technikum Burgdorf zur Aufnahmeprüfung anzumelden. Ich war damals noch sehr unsicher und unreif, ging unmotiviert zur Prüfung und viel prompt durch, was zu geharnischten Reaktionen von Vater und Chef führte. Nach Lehrabschluss mit 19, hätte ich bis zur RS noch ein Jahr als Zeichner arbeiten und etwas Berufserfahrung sammeln können. Vater war aber der Meinung ich sollte die RS ein Jahr vorverschieben, damit „keine Zeit verloren gehe“. Ich habe mich wie üblich gefügt, und bereue es heute noch, dass ich mich nicht gewehrt habe. Ich habe die Sommer RS 1966 absolviert, anschliessend die Unteroffizierschule mit Abverdienen, dann die Fourier Schule mit Abverdienen in der Sommer RS 1967. Als Kompagnie-Fourier war ich mit noch nicht 20 Jahren der jüngste in der ganzen Kompagnie und fühlte mich vielfach völlig überfordert.
Die erste wichtige Berufs-Entscheidung, die ich selber traf!
Nach der Militärzeit war die Frage, wie weiter. Vater meinte ich solle einen Tech-Vorbereitungskurs an der Privat-Schule machen und die Prüfung wiederholen, er würde mir den Kurs zahlen. Also begann ich mit dem Kurs. Nach 14 Tagen fiel es mir plötzlich wie Schuppen von den Augen, dass ich endlich selber entscheiden sollte was ich will und was nicht. Kurzentschlossen stand ich mitten im Unterricht auf, packte meine Sachen und verliess unter den erstaunten Augen des Lehrers die Schule. Anschliessend arbeitete ich wieder als Bauzeichner bei meiner Lehrfirma. In dieser Zeit fasste ich den Entschluss mich am Abendtechnikum Bern zum Bautechniker bzw. zum Ing HTL ausbilden zu lassen. Dass ich die 4 strengen Jahre durchgestanden und die Diplomprüfung mit sehr gutem Erfolg bestanden habe, erfüllte mich und Vater mit Freude und Stolz und veränderte unser Verhältnis im positiven Sinn. Wir begegneten uns nun auf Augenhöhe. Rückblickend kann ich sagen, dass Vater für mich immer nur das Beste wollte, auch wenn der Weg dazu für uns beide oft hart und steinig war.