Die junge Käthi Hodel in der kleinen Welt von Trimstein
Käthi Hodel wächst in Trimstein auf, einem 400-Seelendorf im Berner Emmental. Das Dorf hat keinen Bahnanschluss. In diesem überschaubaren Raum kennen sich alle. Die junge Käthi lebt in einer Umwelt, die Geborgenheit vermittelt, in welcher ihr aber auch das Leben in allen Fährnissen begegnet. Ihre Eltern sind Kleinbauern. Sie leben sehr bescheiden; Not kennt die Familie aber zu keiner Zeit. Frau Hodel bezeichnet ihre Jugend als unbeschwert. Obschon sie selbstverständlich in die Arbeit auf dem Hof eingebunden ist, bleibt ihr genügend Zeit, mit den Dorfkindern zu spielen. Sie ist neugierig. Ohne eine besonders gute Schülerin zu sein, macht ihr die Schule Spass, insbesondere die Handarbeit. Sie bleibt familienbezogen.
Ab der 5. Klasse ging's per Velo in die Sekundarschule ins 3 km entfernten Münsingen, wo die Trimsteiner Kinder als die «Wesen vom Berg» galten. Käthi bleibt eine Schülerin ohne Probleme. Sie hat besonders Freude an Naturkunde und Geografie und am Flötenspiel, das ihr ihre Eltern durch den Kauf einer Querflöte ermöglichten. Ihre Lieblingsfächer waren jedoch Wirken, Gestalten und Hauswirtschaft. So überrascht es nicht, dass sie sich zunehmend vorstellen konnte, in diesen Bereichen eine Ausbildung zu suchen, zuerst ganz allgemein als Lehrerin. Sie fand dann aber, das sei vielleicht zu hoch gegriffen. Im bäuerlichen Lehrjahr verschwand nach wenig ermutigenden Erfahrungen auch die Vorstellung, Kindergärtnerin zu werden. Schliesslich entschied sie sich für eine Ausbildung am Hauswirtschaftsseminar in Bern, obschon sie auch hier ihrer Noten wegen nicht glaubte, dass sie die Eintrittsprüfung schaffen würde. Aber ohne, abgesehen vom Klassenlehrer, dass sie jemand unterstützt hätte, schaffte sie diese und bricht damit erstmals aus ihrem vertrauten Umfeld aus.
Das überschaubare Umfeld während Käthi Hodels Schulzeit prägte auch ihre Sozialisation. Diese wurde genährt aus nahe Erlebtem, im widrigen Fall mit der Erfahrung, dass Unbekanntes von aussen diese Welt gefährden kann. So wurde, als ihre Schwester an einer Eileiterschwangerschaft fast gestorben wäre, das Tabu der Sexualität gebrochen. Nachhaltig beeindruckt haben Käthi die leeren apathischen Gesichter der Insassen der Psychiatrischen Klinik, wo sie zusammen mit ihrer Freundin kleine Konzerte geben konnte. Schockiert hat sie ein Lehrer, der einen Mitschüler körperlich züchtigte, weil dieser wegen Stimmbruch nicht richtig singen konnte. Für diesen setzte sie sich dann zusammen mit ihrer Freundin – Frau Hodel bezeichnet sich für die damalige Zeit als scheu – beim Lehrer ein.
Frau Hodel bezieht und festigt aus ihrer überschaubaren Welt all die Kompetenzen, um nachher in ihrer Familie und in ihrer Berufswelt in Schlosswil mit Stärke sicher bestehen zu können.